Umfrage und Rückmeldungen schulischer Lockdown Frühjahr 2020

Die Umfrage bei den Mitgliedern des MFLV / AMPM / ADPM wurde im Zeitraum um die Sommerferien 2020 durchgeführt. Die Umfrage hatte zum Ziel, die Erkenntnisse aus dem schulischen Lockdown, infolge der Covid-19, zu beleuchten und diese schweizweit bei den Ausbildungen der Maurer EFZ und der Baupraktiker EBA zu erfassen.

Die Umfrage basiert auf 46 Rückmeldungen von Lehrpersonen. Die Rückmeldungen stammen aus allen Prüfungsregionen.

Der Lockdown wurde praktisch umfänglich gemäss den Vorgaben umgesetzt und die Lernenden wurden im Fernunterricht beschult. Sie wurden zu über 90% im Fernunterricht beschult. Die Schulen und die Lehrpersonen haben die Rahmenbedingungen und die Voraussetzungen geschaffen, dass die Lernenden während dem Lockdown weiterhin unterrichtet werden konnten.

Die bestehende Infrastruktur der Lehrpersonen/Schulen und der Lernenden wurden kurzfristig und überraschend schnell auf die Funktionalität überprüft und mussten überraschend schnell eingesetzt werden. Der Grossteil der Infrastruktur konnten diesen Anforderungen entsprechen und den Unterrichtsbetrieb sicherstellen.

Neben den infrastrukturellen Voraussetzungen wurden auch die Kompetenzen der Lehrpersonen und der Lernenden im Umgang mit den digitalen Medien auf die Prüfung gestellt. Die grosse Mehrheit der Lehrpersonen haben die Grundkenntnissen, um den Fernunterricht leiten zu können einsetzen können. Die Problemstellen zeigen sich bei

Erreichbarkeit der Lernenden

Einstiege in neue Themenbereiche

Leistungsüberprüfungen der Lernenden

Der Erreichbarkeit der Lernenden

Die Kommunikation mit den Lernenden hat hauptsächlich mit folgenden Medien

Teams

Emails

Whatsapp

stattgefunden. Die Lehrpersonen, welche bereits mit BYOD Klassen gestartet waren, hatten einen einfacheren und schnelleren Zugang zu den Lernenden. Die Kommunikation im Klassengefäss wurde durch die Lehrpersonen sehr grossmehrheitlich als gut bezeichnet.

Auch widerspiegelt sich, dass in diesem Fernunterrichtssetting die Anzahl der Teilnehmer zu überprüfen ist.

Rund die Hälfte haben während dem Lockdown keine Leistungstest durchgeführt oder haben keine Leistungstests durchführen dürfen. Wenn diese durchgeführt wurden, so hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse von den üblichen schriftlichen Test grosse Abweichungen gezeigt haben.

Diese Ergebnisse basieren auf den unterschiedlichen Kompetenzen der Lernenden im Umgang mit den digitalen Hilfsmitteln. Auch ist nicht abschliessend geklärt, ob sich die Lernenden während den Leistungsüberprüfungen an die Rahmenbedingungen gehalten haben.

Beim Austausch der Unterlagen haben die Lehrpersonen diverse Unterlagen wie Fachzeichnungen etc. eingefordert. Diese wurden durch die Lernenden grossmehrheitlich erstellt und gesendet, auch wenn die Zuverlässigkeit der Lernenden beim Erstellen der Aufgaben nur zu rund 2/3 hoch einzuschätzen war.

Wiederum zeigte sich, dass rund 2/3 der Lernenden bei fachlichen oder technischen Problemen mit deren EDV Geräten Unterstützung durch den Lehrbetrieb erhalten haben.

Die Lernenden hatten sich weniger stark für den schulischen Teil Ihrer Ausbildung engagiert.

Als mögliches Fazit aus dem Setting, den technischen Problemen, dem reduzierten Engagement der Lernenden konnten auch mit dem grossen Engagement der Lehrpersonen die Lehrziele schlechter erreicht werden.

Dies zeigte sich auch bei der Erreichung der eigenen Ziele der Lehrpersonen.

Cela était également évident lorsque les enseignants ont décrit si les apprentis avaient atteint leurs propres objectifs.

Der unerwartete und rasche Fernunterricht wurde für fast alle Lehrpersonen zu einem Mehraufwand und einer zusätzlichen Belastung. Dank dem  Mehraufwand konnte sichergestellt werden, dass der Unterricht soweit möglich aufrecht erhalten werden konnte und der schulische Teil der Ausbildung sichergestellt werden konnte.

Der Präsenzunterricht wird von den Lehrpersonen gegenüber des Fernunterrichtes massiv bevorzugt.

Auch lehnen 75% der Lehrpersonen einen Fernunterrichtsanteil von 25% – 33% ab.

Auch wird der Fernunterricht als mögliche Unterrichtsform in der beruflichen Grundbildung im Bauhauptgewerbe als ungeeignet eingestuft.

Die Waage halten sich die Meinungen, wie Fernunterricht kompatibel die beruflichen Grundbildungen in Zukunft gemacht werden sollten.

Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich hier noch einige Kommentare der Lehrpersonen hier wiedergeben. 
Fernunterricht wird in den kommenden Jahren sicherlich eine gängige Praxis sein, aber die Unterrichtsmethoden müssen sich ändern und die Lehrer müssen entsprechend geschult werden. Die Schüler müssen auch lernen, sich selbst zu disziplinieren, damit überzeugende Ergebnisse erzielt werden!

Dies muss möglicherweise das Erlernen von Computerkenntnissen in der Pflichtschule (Sekundarstufe 1) beinhalten.
Eine spezifische und kohärente Auswahl von Lehrmitteln sollte auferlegt werden, um eine Harmonie zwischen den Schulen zu erreichen.
Die Kursmaterialien müssen ebenfalls an diese Art des Unterrichts angepasst werden.

Fernunterricht: Aufgaben werden gemacht –  machen heisst aber nicht, dass sie es verstanden haben und die Materie gefestigt ist.

Ich schätze, dass ca. 1/4 der Lernenden abgehängt haben und den neuen Stoff nicht mehr verarbeiten und aufnehmen konnten (Baustoffkunde).

Im Fachzeichnen waren die Lernenden mit den Aufgabenstellungen zu Dreitafelprojektionen über weite Strecken überfordert. Der Aufwand für ein 1:1 Coaching ist enorm, aber möglich, sofern Interesse besteht – dieses hat mit fortschreitender Dauer des Lockdowns leider abgenommen.

Die Covid-19 Situation hat enorme Beschleunigung im Umgang mit „Digitalisierung“ gebracht, ich hoffe dieser Schwung gehe nicht verloren.

Viele Lernende haben ausdrücklich den Wunsch geäussert, zum Präsenzunterricht zurückzukehren. Einzelne haben aber den Fernunterricht bevorzugt, da weniger Ablenkung/ bessere Konzentration vorhanden.

Die Lernfortschritte waren nach meiner Beobachtung stark von der Motivation und dem Pflichtbewusstsein der einzelnen Lernenden abhängig.

Nach dem Lockdown wurden Schüler, die zuhause mit „Risikopatienten“ wohnen, weiterhin im Fernunterricht beschult. Ein Lernender von mir hatte kurz vor dem Lockdown einen Skiunfall, sodass dass er für mehrere Wochen nicht am Präsenzunterricht hätte teilnehmen können. Dank Fernunterricht konnte dieser Nachteil vermieden werden. Somit sollte in Zukunft eine situationsbedingte Unterrichtskombination in Betracht gezogen werden.

Während des Lockdowns kam es in meiner Baupraktikerklasse zu zwei Lehrabbrüchen. Bestehende Probleme haben sich verschärft. Einzelne andere Personen jedoch, haben sich gut zurechtgefunden und zurückgemeldet, dass sie im Fernunterricht gut und in Ruhe arbeiten konnten.

Die Kommunikation der Behörden war teilweise unglücklich (z. B. Leistungsdruck im 3. Lehrjahr war bereits im März weg, da nur Noten aus dem 5. Semester zählen)!!!

Es wäre gut, wenn mehr Prüfungen (Forms, istest2) durch verschieden Lehrer erstellt werden. Diese könnte man den Lernenden zum Üben zur Verfügung stellen kann. Die online Prüfungen sollten im Präsenzunterricht geübt werden. Der Umgang mit dem Laptop und den Programmen muss besser geschult werden sprich, Browser, (Favoriten) Daten speichern in OneNote und Teams, Passwörter erfassen etc. Hier muss im Bildungsplan das Thema ICT/EDV erfasst und geprüft werden!

Ob Lernende von den Betrieben fachlich unterstützt werden, hängt nicht von der Unterrichtsform ab. 😉

Wenn Eigenverantwortung und Selbstdisziplin der Lernenden nicht wahrgenommen werden, ist das Ganze von geringem Nutzen.

In der Situation die einzige Möglichkeit den Unterricht irgendwie weiterzuführen. Deshalb gibt es unter dem Strich eine positive Bilanz. Die Digitalisierung (BYOD), die vorher eingeführt worden ist, hat uns die Sache wesentlich erleichtert. Da soll weiter gemacht werden.

Mein Fazit und meine Erkenntnisse aus der Umfrage zum Lockdown der Berufsfachschulen im Bauhauptgewerbe fällt differenziert aus. Mit grossen Anstrengungen der Lehrpersonen wurden die Lehrziele der Lernenden und die eigenen Ziele der Lehrpersonen schlechter erreicht. Die Erreichung der Lehrziele basiert auf der Einsicht und der Motivation der Lernenden sich mit den Lerninhalten auseinander zu setzten und sich in diese zu vertiefen. Das Wegfallen der persönlichen Kontakte zur Lehrperson führt zu einem teilweisen Abriss des Engagements der Lernenden, auch wenn dieses Engagement im Präsenzunterricht teilweise durch die Lehrpersonen gefördert oder eingefordert werden muss. Die technischen Voraussetzungen und die Kompetenz der Lernenden und der Lehrpersonen sind eine unabdingbare Basis im Setting des Fernunterrichtes. Bei BYOD Klassen konnte diese Hürde grossmehrheitlich einfacher überwunden werden.

Ich bin der Ansicht, dass der schulische Bereich der beruflichen Grundbildungen nicht mehr ähnlich unvorbereitet in eine ähnliche Situation des Fernunterrichtes kommen darf. Die Vorbereitungen beziehen sich auf die technischen Voraussetzungen und die Kompetenzen im Umgang mit den unterschiedlichen Apps und Plattformen zum Fernunterricht. Auch wird es eine grosse Herausforderung sein, dass die Lernenden deren intrinsische Motivation halten können und sich ihrer eigenen Situation bewusst sind und die Verantwortung für ihre gesamte Ausbildung noch stärker wahrnehmen. Auch wenn der Fernunterricht für fast alle einem Sprung ins kalte Wasser gleichgekommen ist, darf diese Erfahrung und Erkenntnisse nicht vergessen gehen. Aus diesem Ereignis sollen und können alle Beteiligten profitieren. Ich glaube, dass es mittelfristig unabdingbar sein werden wird, dass die Lernenden im Fernunterricht beschult werden könnten und auf diese Unterrichtsform vorbereitet werden. Dass der Fernunterricht gegenüber dem Präsenzunterricht bei den beruflichen Grundbildungen im Bauhauptgewerbe zu einem grossen Teil nicht bestehen kann, teile ich absolut. Der Kontakt mit den Lernenden und die persönliche Bindung können im Fernunterricht nicht aufrechterhalten werden.

Ich danke in diesem Sinne allen Lehrpersonen an der Teilnahme an dieser Umfrage und dem Engagement zu Gunsten Ihrer Lernenden. Ich wünsche allen eine gute Gesundheit und dass uns der Covid-19 Virus nicht mehr allzu lange beschäftigen und beeinträchtigen werden wird und wir uns spätestens am 11./12 März 2021 an unserer Weiterbildung uns Jahreshauptversammlung treffen werden.  

Daniel Obrist
Präsident MFLV / AMPM / ADPM

 PS Diejenigen, welche sich für die gesamte Umfrageergebnisse interessieren, lasse ich dieser gerne zu kommen. Ich bitte Euch diese bei mir per Email zu bestellen.